Der Angelsportverein Eutingen berichtet:
Mit Freude aufgenommen haben wir die Nachricht des RP Khe. über einen Wildkarpfen-
Besatz im Rhein-Neckar-Enz Gewässereinzugsgebiet um die fast ausgestorbene Population an Wildkarpfen zu erhalten. So wurden am 15.12.2024 zwischen Pforzheim und Niefern insgesamt 400 kg der schwer zu erhaltenden Karpfenart in der Enz ausgesetzt.
Die Wildkarpfen sind die ursprüngliche Karpfenart. Die hochrückigen Karpfen auch Spiegelkarpfen genannt sind Züchtungen mit mehr Masse und werden in der Hauptsache in Teichen herangezogen. Im östlichen Europa sind dürfen Karpfen bei Festags-Essen nicht fehlen.
Karpfen auch die Wildkarpfen sind bei unserem Klima mit stetig steigenden Wassertemperaturen
genügsam und stellen keine großen Ansprüche an ihre Lebensräume.
Die Wildkarpfen sind von der Körperform nahe bei ihren Artverwandten den Döbeln mit mehr Stromlinienform angesiedelt und sind in Fließgewässern zu Hause.
In den vergangenen Jahrzenten kam der Wildkarpfen fast nur noch im Donaueinzugsgebiet und vereinzelt auch im Rhein vor.
Bei uns im Vereinsheim ist ein Wildkarpfen zu bestaunen der von einem Vereinsmitglied in
den 70ger Jahren in einem Donauzufluss bei Passau gefangen wurde.
Mit großem Interesse wurde der Transport erwartet um in unseren heimischen Gewässern den Wildkarpfen ein neuen Lebensraum zu geben.
Wenn am Oberrhein im April die Wildkarpfen zu ihren Laichplätzen in den Rheinauen ziehen,
hat das Phänomen entfernt Ähnlichkeit mit den Lachswanderungen in Norwegen und Alaska.
Am Rheinniederungskanal in Linkenheim konnte das beeindruckende Schauspiel schon
mehrfach beobachtet werden berichtet der Angelverein Linkenheim.
Wildkarpfen gelten immer noch als stark gefährdet und stehen in Baden-Württemberg auf der
roten Liste und wird für das Oberrheingebiet in der Kategorie 2 als stark gefährdete Art geführt. Auf Anregung des Angelvereins Linkenheim startete die Fischereibehörde des Regierungspräsidiums Karlsruhe im Jahr 2018 deshalb ein Aufzucht-Programm.
Da Wildkarpfen als Besatzfische auf dem freien Markt wenn überhaupt nur im begrenztem
Umfang vorhanden sind und das Besatzmaterial von heimischen Wildkarpfen stammen soll,
musste zuvor ein Laichfischbestand bereitgestellt werden, von dem die Besatzfische durch
gezielte Vermehrung unter kontrollierten Bedingungen gewonnen werden konnten. Für diesen Zweck gelang es mit Unterstützung der Angler eine Fischzucht in Bayern zu finden, die seit
Jahren große Erfahrungen in der Aufzucht von Karpfen hat und diese Aufgabe übernommen
hat. In naturbelassenen Habitaten der Rheinauen werden seither jährlich Wildkarpfen
entnommen und in die Aufzucht-Station nach Bayern gebracht. Für die Aufzucht war es wichtig, dass nur Wildkarpfen gefangen wurden und keine Zuchtkarpfen. Erkennen lassen sich die Wildkarpfen an ihren langestreckten, eher schlanken Körpern. Die Fischereiforschungsstelle Baden-Württemberg hat zudem über Jahre Genproben der gefangenen Wildkarpfen entnommen.
So hatte man die Bestätigung, dass es sich tatsächlich um die Urform handelt und keine Zuchtkarpfen eingekreuzt waren. Zurück in die Gewässer mit Rheinanbindung (die Enz gehört zusammen mit dem Neckar zum Rheineinzugsgebiet) dürfen die Jungfische erst wenn sie nach zwei Jahren eine Größe von ca. 30 cm erreicht haben. Sie gelten dann als „kormoransicher“
und haben somit eine wesentlich größere Chance auf eine erfolgreiche Auswilderung.
Elektrobefischungen in schon mit Wildkarpfen besetzten Gewässern haben bestätigt, dass sich
die ausgesetzten Wildkarpfen zwischenzeitlich wieder ausreichend natürlich reproduzieren,
so Stephan Hüsgen von der Fischereibehörde des Regierungspräsidiums.
„Die Vermehrung hat nach kleinen Anfangsschwierigkeiten so gut geklappt, dass wir an
weiteren Gewässern, die sich im Besitz des Landes Baden-Württemberg befinden junge Wildkarpfen aussetzen konnten, so Hüsgen“. Die Jungfische mit Stammbaum aus der Hardt tummeln sich jetzt auch im Neckar bei Ladenburg, Heidelberg und Neckargemünd und
auch in der Enz (Eutingen/Niefern).
„Wir schätzen die Zusammenarbeit mit den Angelvereinen sehr“, sagt Hüsgen.
„Sie wissen am besten, welche Gewässer bevorzugt als Lebensraum genutzt werden. Ohne ihr tatkräftiges anpacken wären solche Aktionen nicht möglich“.
Der Besatz erfolgte am späten Sonntag-Nachmittag im Aufstau-Bereich in Niefern bis hoch zur B10 Brücke an beruhigten Stellen (Gumpen) damit sich die Wildkarpfen verteilen konnten.
Bericht R.Kümmel / Stephan Hüsgen vom RP Karlsruhe Fischereibehörde
Bilder: R.Kümmel
Video: N.Wagner