Beim durchstöbern alter Akten in Corona Freizeit,viel uns eine Akte in die Hände, die vor vielen Jahren von Forstoberamtsrat a.D. Raimund Frei zu Verfügung gestellt wurde.
Die Akte beinhaltet das Deckelblatt des Pforzheimer „Forst-Lager-Buch“ sowie die Verpachtungen der Enz als Fischwasser zwischen Eutingen-Niefern und Enzberg welche von Friderich Jacob Kießling erstellt wurden.Kießling war von 1717-1754 Forstmeister in Pforzheim. Hier ein Auszug aus der Pforzheimer Stadtgeschichte von 1697-1746 Siebzehntes Kapitell Seite 556 und 557 Während des Krieges hatten neben den städtischen auch die herrschaftlichen Waldungen, namentlich der Hagenschieß sehr gelitten.
Sie wieder in einen besseren Stand zu bringen war Markgraf Karl Wilhelm eifrige Sorge. Er ernannte deshalb Förster Kißling (in den alten Akten und auch in der Geschichte von Pforzheim wird Kießling immer ohne ie geschrieben er selbst schreibt sich im Forstlagerbuch jedoch mit ie ) von Eggenstein zum Oberjäger und Forstamtsverweser, in der Folge zum Forstmeister in Pforzheim, einen Mann von großer Sachkenntnis und unermüdlichem Fleiße. Zeuge von letzterem ist auch das von Kißling angelegte Forstlagerbuch, die Arbeit von 35 Jahren.
Dasselbe ist kalligraphisch sehr schön ausgestattet und fängt die orginelle in Versen geschriebene Vorrede mit folgenden Worten an:Weil alle Bücher fast mit einer Vorred prangen.Die nach dem Tittelblatt den ersten Platz behält,So will die Vorred auch zu schreiben jetzt anfangen,Nach dem ich dieses Werk mit Gott zu End gestellt.Wann vorher gründlich beschrieben alle Sachen,Alsdann kann man erst recht die Vorred darüber machen. Eben so orginell ist auch die Art und Weise wie Kißling für sein neues Amt vom Markgrafen selber und zwar mündlich, verpflichtet wurde.
Nach Aufzeichnungen Kißlings lauteten die Worte des Markgrafen:„Höhre Kißling! Ich mache dich zum Oberjäger in Pforzheim, und befehle dir, so lieb dir dein Leben ist, meine Waldungen wohl in Acht zu nehmen. Ich könnte einen meiner Kavalieren dahin setzen, wann die aber nicht thun, wie sie sollen, so kann ich nichts mit ihnen anfangen. Dich aber kann ich hängen lassen, wenn du nicht als ehrlicher Mann handeln wirst“.Es mag hier gleich angeführt werden daß unter Forstmeister Kißling auch des Seehauses bei Pforzheim zuerst Erwähnung geschieht.
Das Deckelblatt hat folgende Inschrift:
PforzheimerForst-Laager-BuchWorinnen Die Terrtorial- und Jagd- Gerechtigkeiten Auch Die Hochfürstlich Baaden-Durlachischer Herrschaft Eigenthümlich zugehötige Waldung und AngrentzungenVermög der beygefügten Geometrischen AbrißeDeren Größe und Laag accurat und deutlich beschrieben, nicht wenigerDie Geleids- Erb Lehen, Waid-Gänge,Äckerich-Ge-Rechtsame, auch FischWaßer und andere Nutzbarkeitenohnstreitbarlich angemercket,und alles von mir zeithero bestalltem Fürstlich Baaden-Durlachischen Forst-Meister, und zwar in meiner hiesgenDienstZeit de Anno 1717 an biß hierher 1754 und alsoIn 37 Jahren, nach und nach wegen seiner haben-Den RichtigkeitMit gröster Aufmerkung und Fleiß genauUntersucht und allhier verfertigt.Auch nunmehro solches vollkommen richtige Werck Seinem Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn Herrn Carl Fridrich, al sGnädigst-Regierendem Herrn Marggraffen unterthänigst überreichtFridrich Jacob KießlingIn lateinische Schriftform übertragen von Raimund FreiDie von Forstmeister Kießling im Pforzheimer Forstbuch notierten Verpachtungen der Fischereirechte wurden von Forstoberamtsrat a.D. Raimund Frei fotographisch kopiert und dann handschriftlich in feinster Lateinschrift niedergeschrieben.
Leider sind die genauen Jahreszahlen nicht auf den Blättern vermerkt sie sind vermutlich immer zu Beginn eine neuen Jahres in den Akten bzw. im Lager-Buch angegeben. Auf jeden Fall zwischen 1717 und 1754. Herrschaftliches Fisch-Waßer in der Entz unterhalb Euttingen zur Burg Vog-they Niefern gehörigwie solches in der Territorial-Grentz-Beschreibung pag. 58.b zu lesen stehet, vermutlich aber von denen Entzbergern,weilen solcher mittenin die Entz gegan-gen, und das Herrschafftliche Fisch-Waßer weiter zuGehen bezeichnet, malitiöser weiß heraus genommen worden, weil ihnen solcher präjudicirlich- und zum grösten Nachteil zu gereichen bedüncket.
Von diesem Steinan, welcher Anno 1755 neuerlich war gesetztworden, belaufft sich der District dieser eigenthümlich an einander liegenden Herrschafftlichen Fisch-Waßer, bis zu den entwendeten Stein auf 712. Ruthen. Solche Fisch-Waßer aber sind nunmehro Anno 1754 in der Steigerung auf Drey Jahr lang an Martin Böhringer und Jacob Bauervon Niefern pro26 Guldenverlöhnt worden.
Weiter wird berichtet: Es hat die Gnädigste Herrschaft schon von langen Zeiten her das Fisch-Waßer unterhalb Euttingen in der Entz in eigenthümlicher Possession gehabt, und vor einigen Jahren her von denen Unterthanen zu Euttingen und Nieffern, als nemlich Jacob Merckel, Christtoph Rapp et Consorten von Euttingen und von Martin Böhringer und Michel Löhr zu Nieffern noch einige darzu erkaufft worden; Diese nunmehro sambtlich aneinander liegende Fisch-Waßer aber nehmen ihren Anfang bey einem Stein, welcher Ein und ½ Schuh hoch; auf der unteren Seite gegen Niefern allwo das Fisch-Waßer hingehet mit dem Herrschafftlichen Wappen und einem Fisch, nebst der Zahl 1755 Signirt; stehet, 155 Ruthen unterhalb der Euttiger Entzbruck, 2 Ruthen und fünff Schuh von der Entz auf dem Euttinger Wiesen-Thaal.
Von dar gehet es biß an das Entz-berger Fisch-Waßer, woselbsten ein Stein gestanden welcher Anno 1736 dahin gesetzt worden, Dabei tauchte auch der Name des streitbaren Müllers „Zittel“ auf der in der Ortsgeschichte der „Gemeinde Eutingen an der Enz“ von Georg Reble auf der wegen nicht abgelieferter Aale in Strafe genommen wurde.
Die Famile Zittel war um 1770 ca 100 Jahre auf der Eutinger Mühle
In einer weiteren Fisch-Wasser-Verpachtung zu der am 30. X. xx. Nachmittag xx. Uhr werden diexx Fischwasser
1) von der Mäuracher Klinge auf Pforzheimer Gemarkung bis zum Eutinger Wehr;
2) von da bis zum Einlauf des Mühl-Wehrs des Müller Zittel:
3) von da bis zur Nieferner Gemar- Kung auf 9 Jahre neu verpachtet. Wozu die Liebhaber eingeladen werden.Pforzheim, den 2. April 1869Gr. Domänenverwaltung.Rau————Die mit xx. bezeichneten Stellen sind leider nicht zu entziffern.Heute werden die Fischereirechte von der Liegenschaftsverwaltung vertreten durch den Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden-Württemberg verpachtet. Die Pachtzeiten betragen 12 Jahre.
Das Pachtgewässer Enz vom Neuen Flusskraftwerk in Eutingen einschließlich des Dorfbachs (Ehemals E-Werk-Kanal) bis zur ehemaligen Landesgrenze zwischen Baden und Württemberg bei Enzberg (hier geht die Gewässergrenze ca. 1km durch die Flussmitte ist von der IG-Enz der Angelsportvereine Eutingen und Niefern-Öschelbronn gepachtet. Heute wie schon vor ca. 400 Jahren von Eutingern und Niefernern gemeinsam. Ob Friderich Jacob Kießling in seiner Zeit als Pforzheimer Forstmeister jemals befördert wurde ist nicht bekannt, lediglich ist im Landesarchiv von seinem Testament berichtet.
Rolf Kümmel